Die Elite der Vermögensverwalter 2009

im deutschsprachigen Raum

Ein Sprung in der teuren Schüssel

Die Enttäuschung ist so groß wie der Verlust. Das Vertrauen ist erschüttert, als hätte die wertvolle Schüssel einen Sprung. – Was ist schiefgelaufen? Wer hat Schuld? War es die eigene Gier, die uns durch andere dramatisch verstärkt in die globale Finanzkrise führte? Eher nein, wie wir aus unzähligen Gesprächen mit unseren Lesern schließen können. Ein möglicher Fehler gibt sich zu erkennen, wenn man in die Vermögensverwaltungsverträge blickt: Kunde wie Berater haben nicht selten die ersten Beratungsgespräche auf die leichte Schulter genommen, ohne die Tragweite zu erkennen. Die von uns immer wieder geforderte Systematik blieb außen vor, wurde ignoriert. Man hat eben nicht die Zeit genutzt, um die Kundenwünsche und -vorgaben exakt zu ermitteln und damit die Risikobereitschaft plastisch und realistisch herauszuarbeiten. Im besten Falle … im schlechtesten Falle … diese Konsequenzen für das Vermögen hätte man wie ein Trockenschwimmer üben müssen. Kurzum: Beide Parteien haben sich in vielen Fällen nicht um ein tragfähiges Beratungsfundament bemüht.

Sie haben fröhlich aneinander vorbeigeredet und dabei nicht gemerkt, dass sie in zwei unterschiedlichen Welten leben. Wer in den Rückspiegel schaut, stößt häufig auf diesen Leichtsinn. Viel zu viele Verträge wurden nämlich zu schnell geschlossen, ohne sich um Leitplanken, Airbag und sonstige Sicherheitsvorgaben zu bemühen. Damit blieb die Beratungstiefe, die Präzision für die Zukunft auf der Strecke. Nicht nur der Anlagestil hätte an Konturen und an Sicherheit gewonnen, sondern auch die Rechtssicherheit auf beiden Seiten.

Gerade jetzt in der Krise wird die Dienstleistungspartnerschaft verunsichert, die entsprechenden Qualitätsmängel reduzieren das Vermögen. Und dass nun auch noch unbelehrbare Portfoliomanager – die Kenntnisnahme der Nachrichten- und Analyserealität verweigern – weiter gegen die Märkte agieren, kommt als weiteres negatives Erlebnis hinzu. Sie klären nicht auf, sondern werfen Nebelkerzen und glauben, dass die Probleme damit verschwinden. Doch alle schlechten Erfahrungen haben auch etwas Gutes: Gott sei Dank haben es nicht alle Vermögensverwalter in puncto Systematik an Sorgfalt mangeln lassen, sondern viele haben die Vermögen ihrer Kunden bisher gut an den Klippen vorbei in sichere Häfen gesteuert. Auch das ist ein Grund, einmal an ein Wort des Dankes zu denken.

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Von Elite Report-Herausgeber Hermann-Josef Knipper, stellvertretender Handelsblatt-Chefredakteur