Die Elite der Vermögensverwalter 2010

im deutschsprachigen Raum

Mitten ins Herz

Keynes versprüht sein süßes Gift. Investiere in schlechten Zeiten auf Pump lautet der Teil seiner Lehre, den sich unsere Staatslenker besonders gut gemerkt und in der Finanzkrise angewendet haben. Noch klatscht ihnen das Publikum dafür Beifall. Wer jedoch noch etwas zu verlieren hat, bei dem schrillen bereits die Alarmglocken. Steuert da nicht mal wieder ein Staat auf eine Situation zu, in der er seine Gläubiger enteignen muss? In der er denen, die etwas besitzen, ans Leder muss, weil er selbst viel zu klamm ist, um noch etwas zu bewegen? Es wäre nicht das erste Mal, dass der Staat uns in die Tasche greift. Die Geschichte kennt, angefangen von den Tagen der Pharaonen bis zu den Währungsreformen des vergangenen Jahrhunderts, genügend Beispiele für die eine oder andere Form staatlicher Entschuldung.

Eines jedoch ist neu: Die Dimensionen der Schulden gehen ins Astronomische. Deswegen genügt es nicht mehr, unsere Generation zu belasten, von denen immerhin einige ja auch den Schaden angerichtet haben. Vielmehr geht es darum, kommenden Generationen schon jetzt so viel aufzubürden, dass sie den gebeugten Gang als Lebenseinstellung eingebleut bekommen. Ich nenne das Respektlosigkeit vor unseren Kindern und Kindeskindern. Und ich vertraue darauf, dass es Weitsichtige gibt, die uns vor dem Schlimmsten bewahren. Dass es Vermögensverwalter gibt, die die Verkehrsregeln kennen und uns um Staus herumnavigieren. Solche, die clever genug sind, uns nicht durch übertriebene Renditeversprechen in die falsche Richtung zu lenken, sondern erkennen, dass schon das Bewahren von Werten mehr und mehr zum Wert an sich werden kann.

Denn die Krise zeigt, dass Anleger substanziell Vermögen verlieren, wenn sie von ihrem Vermögensverwalter auf die falsche Fährte geschickt werden.

Die krassen Erfahrungen dieser Zeit bringen die schwarzen Schafe der Branche ans Licht. Müssen Anleger erst Zuverlässigkeit und Verantwortungsbewusstsein bei einem Vermögensverwalter eindringlich einfordern, habe ich meine grundlegenden Zweifel an ihm. Ohne diese Tugenden sollte er sich nicht einen Tag länger Vermögensmanager nennen dürfen.

Der Verwalter, den ich mir wünsche, versucht herauszufinden, wie sein Kunde »tickt«, um ihn persönlich zu betreuen. Der Kunde wiederum muss für sich Verkehrsregeln artikulieren. Und er wird – wenn er etwas gelernt hat – zunächst sein Vermögen erhalten wollen. Das ist das Pflichtprogramm. Rendite ist die Kür. Entsprechend klare Vorgaben gehören in den Vertrag, der die Vermögensverwaltung regelt, und nicht – wie so oft – Wischi-Waschi. Nur das schafft Rechtssicherheit für beide Seiten.

Im deutschsprachigen Raum verfügt vor allem die ältere Generation über ansehnliche Vermögenswerte. Ihnen und ihren Wünschen gebührt daher die besondere Aufmerksamkeit der Vermögensverwalter. »Otto-Normal-Millionär«, hat hart gearbeitet, konsequent gespart oder das Geerbte gut erhalten. Gerade Ältere möchten ernst genommen werden mit ihrem obersten Ziel, das Vermögen zu bewahren. Sicherheit geht ihnen vor Gewinn. Die beste Rendite ist ein ruhiger Schlaf. Und die Gewissheit, den kommenden Generationen so viel an die Hand zu geben, dass sie aufrecht durchs Leben gehen können. Auch wenn der Staat ihnen einredet, dass sie seine Schuldner und nicht seine Gläubiger sind.

Seriöse Vermögensverwalter differenzieren daher: Hier Kunden, denen Vermögenserhalt am Herzen liegt, dort die wirklich Investitionsgeneigten. Zwischen beiden liegen Welten. Gute Vermögensverwalter kennen diesen Unterschied. Sie behandeln das Thema nicht nur rational, sondern spüren sich in das Herz dessen hinein, der ihnen vertraut.

Elite Report-Herausgeber Oliver Stock, Chefredakteur Handelsblatt Online

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